WirtschaftsWerkstatt
Stätte der Zukunft
Landwirtschaft in der Stadt? Was zunächst widersprüchlich anmutet, findet sich immer häufiger auf Freiflächen in großen und kleinen Städten. Geht es beim Urban Gardening um Kleinstanbauflächen wie der Kiste auf dem Balkon oder um soziale Aspekte in Gemeinschaftsgärten, verweist der Begriff „Farming“ tatsächlich darauf, Gemüse, Salat oder Früchte in Städten anzupflanzen.
Neben kurzen Wegen werden auf diese Weise auch Wertschätzung für landwirtschaftliche Erzeugnisse und vor allem klima-neutralisierende Wirkung für die Städte erzielt. Dabei haben Nutzgärten auch in Deutschland eine lange Tradition: über Hof- und Obstgärten (curtis und hortus) in der Antike, die Karlsgärten und Klostergärten im Mittelalter über die Armen- oder Arbeitergärten, Schrebergärten und Laubenkolonien bis hin zu den Nachkriegsgärten.

Nutzte man früher Brachen, Rand- oder Grünflächen, kann heute durch neue Technologien Pflanzenanbau auch an Hauswänden (Vertical Gardening), auf Dächern oder in Innenräume (Indoor Gardening) erfolgen. Experimentiert wird mit dem Anbau von Gemüse in Nährlösungen (Hydroponik) oder mit Kreislaufsystemen wie der Aquaponik, in denen Fischzucht (Aquakultur) und Hydroponik mit einander kombiniert werden.
In kommunal unterstützten Gemeinschaftsgärten werden vor allem soziale Aspekte wie Begegnen, Lernen und Erholen hervorgehoben. Die Gärten helfen jedoch auch, die Steinwüsten der Städte zu kühlen, Starkregen aufzufangen, CO2 zu absorbieren oder sorgen für mehr Biodiversität.
Hingegen liegt die Stärke technisch-innovativer Anbauformen wie dem Vertical Gardening in ihrem Potenzial für die Zukunft: Die Pionierarbeit und Erfahrungen in diesem Bereich sind von Nutzen, um künftige Systeme zur Lebensmittelproduktion an die Städte von Morgen anzupassen. Schon heute werden in diesem Bereich neue Berufsfelder und Wertschöpfungsketten geschaffen.
In Urban Farming steckt jedoch auch ökonomisches Potenzial durch Einsparung. So spart die Nutzung von Regenwasser zur Bewässerung der Nutzpflanzen Abwassergebühren. Wird kompostiert und Nährstoffe aus organischem Abfall erlangt, entfallen Kosten für Düngemittel. Abwärme von Gebäuden kann zum Heizen von Gewächshäusern und Vertical Farming verwendet werden. Zugleich wirken bepflanzte Wände isolierend und sparen Energiekosten.
Die Veränderungen des städtischen Lebensraumes sind vor allem angesichts des Zuzugs in Städte notwendig. Studien zur Bildung von Mega-Citys oder stadtlandschaftlichen Ballungsräumen wie dem Rhein-Ruhr-Gebiet zeigen, dass Städte auch zukünftig schnell wachsen. Für Probleme wie Luft- und Umweltverschmutzung, Verdichtung, Überhitzung und vor allem Versorgungsengpässe bei Nahrungsmitteln oder sozialen Problemen wird Urban Farming schon jetzt in einigen Städten erfolgreich eingesetzt.
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