Verstärkte Mobilität auf zwei Rädern
Leere Straßen zur Rush Hour? Nur halb besetzte Bahnen zum Feierabend? Was vor Corona undenkbar war, wird mit der Home-Office-Pflicht und den Lockdowns zur Realität. Viele Menschen lassen ihr Auto stehen, weil sie es auf ihrem Arbeitsweg vom Frühstückstisch ins Nebenzimmer schlicht nicht brauchen. Laut Greenpeace kann der CO2-Ausstoß um 5,4 Millionen Tonnen pro Jahr sinken, wenn knapp die Hälfte der Arbeitnehmenden dauerhaft an zwei Tagen pro Woche von Zuhause aus arbeiten. Viele, bei denen
HomeOffice nicht möglich ist, satteln aufs Fahrrad um, weil an der frischen Luft das Ansteckungsrisiko um ein Vielfaches niedriger ist. Und tatsächlich: Die Pandemie hat einen regelrechten Fahrrad-Boom ausgelöst. Ob Rennräder, Lastenräder oder E-Bikes – hier ist für jeden das passende Modell dabei.
Im Pandemiejahr 2020 wurden rund eine Million mehr Fahrräder als im Vorjahr verkauft. Bemerkenswert ist dabei der Anteil an E-Bikes am Gesamtmarkt, der sich 2020 von 31,5 Prozent auf 38,7 Prozent erhöht hat. Ihre Fahrräder lassen sich die Deutschen auch gern etwas kosten: Laut dem Zweirad-Industrie-Verband geben sie aktuell mehr Geld denn je dafür aus, rund 1.000 Euro bezahlen sie im Durchschnitt für ein neues Rad.
Das Comeback des Autos
Doch auch das Auto erlebt in Zeiten der Corona-Pandemie ein Comeback. Um dem Infektionsrisiko in dicht gedrängelten Bussen und Bahnen zu entgehen, steigen viele Menschen wieder auf den PKW um. Laut einer aktuellen Studie ziehen weltweit 87 Prozent ihr eigenes Fahrzeug dem Öffentlichen Nahverkehr vor. Vor der Corona-Pandemie lag der Wert bei nur 57 Prozent. Der Ausbau von Fahrradstraßen und autofreien Zonen in den Städten, kann hier eine von vielen Lösungen sein.
E-Scooter – eine faire Alternative?
Doch nicht nur Fahrräder erfreuen sich großer Beliebtheit. Seit 2019 entdeckt man sie in allen Großstädten an jeder Ecke: E-Scooter. Doch leisten die elektrobetriebenen Tretroller wirklich einen positiven Beitrag zur Ökobilanz? Laut Bundesumweltamt tun sie das nur, wenn sie dazu motivieren, das Auto öfter stehen zu lassen und dabei der Feinstaubbelastung in den Innenstädten entgegenwirken. Abgesehen davon bringen sie durch die geringe Lebensdauer der Akkus eher Nachteile für die Umwelt und können sogar die klimafreundlicheren Alternativen, wie das Zufußgehen und Radfahren, unattraktiver machen. Ein weiterer Nachteil von E-Scootern ist, dass diese oft falsch abgestellt werden, so dass sie andere Verkehrsteilnehmende stark behindern.
Home-Office als Umweltrettungsmaßnahme
Während der Corona-Pandemie funktioniert das Mobil-Sein nicht so, wie man es bisher gewohnt war. Die meiste Zeit verbringen die Menschen zu Hause, denn hier sind Arbeitsplatz, Schule und Familienleben zugleich. Die Etablierung des Home-Office in vielen Berufsgruppen birgt die wohl größten Chancen, einen nennenswerten Beitrag zur positiven Klimabilanz zu leisten. Das betrifft zum einen das merklich reduzierte Aufkommen im Berufsverkehr und entsprechend weniger CO2-Ausstoß, zum anderen aber auch die angespannte Wohnsituation in den Innenstädten, in denen viele Menschen auf zu wenig Raum zusammenleben.